Alp´n´Gold, das Buch zum Blog!

Hallo meine lieben und treuen Blogleser!

Sie haben sicherlich bemerkt, dass Sie nur noch wenige meiner Geschichten auf dieser Seite finden. Das hat den Grund, dass die beliebtesten und töllsten Blogs nun in meinem Buch "Alp´n´Gold, rot-weiss-rote Kurzgeschichten", zu finden sind. Auf der Seite www.alpngold.at finden Sie alle Informationen zu meinem Büchlein. Das Buch Alp´n´Gold ist direkt bei uns, im Alp´n´Gold Buchladen, in jedem online Buchshop und Buchhandel zu erwerben.

Ich freue mich über Ihre Buchbestellung, Ihre Tintenfee, Helga F. Würtz

Samstag, 31. Oktober 2015

Klopfzeichen

Unser großartiges Gotteshaus ist mitunter ganz und gar nicht mehr überfüllt. Die Gemeinde macht sich auch hier mittlerweile rar. Einfach zu sehr in die Länge gezogen diese kirchlichen Versammlungen. Die geschätzten, sakrosankten Vertreter scheinen überfordert mit einem aktuellen Zeitabgleich. Zudem laden in unserer Natur Bildstöcke und Ruhebänke ein zum Nachdenken, Gebete verschicken und um Zwiesprache zu halten. Im großen Gotteshaus erwartet der Teilnehmer  feierliche Kirchenatmosphäre, die uns in einen Bann ziehen soll und gleichzeitig nur erfüllt wird, wenn die großräumigen Kirchen gut belegt sind. Entschuldigung – aber so ist es. Muss mich nicht mehr zu bestimmten Uhrzeiten an festen Plätzen einfinden. Obwohl es schon jedes Mal für mich ein Prickeln ist, von unserem himmlischen Kirchenschiff umgeben zu sein. Aber ähnlich einem Gasthaus – je voller, umso feierlicher.

Diese Woche hatten wir den Allerheiligen-Tag, mehr als nur Feiertag in unserer kleinen fiskalischen Oase. Dichtes Leute-Getummel in dunklen Gewändern, in der Kirche und zunehmend draußen vor dem Haupteingang. Wenn die Kirchenglocken feierlich und mahnend das Ende der Gebetsstunde läuten, bewegen sich alle quirlig über den Gottesacker und stehen für den Gräberbesuch stramm vor den Ruhestätten ihrer Verwandten.

Man spürt es, viele unausgesprochene Gedanken liegen in der Luft. Denn wer  im letzten Hemd antritt, muss sich „dem Höchsten“, unserem göttlichen „über-mich“ unterwerfen. Möchte man doch am liebsten dabei sein, wie es mitunter zugeht bei unserem höchsten Richter. Was wohl der rußige Teufel für schlecht gemachte Hausaufgaben mit uns anstellt? So überkommt doch einen Manchen die stille Sorge, ob es dem geliebten Verwandten hoffentlich gut gehen möge, weil hier unten auch nicht immer jede Prüfung  „bestanden“ war.

An diesem Tag kommen sie alle, die Weggegangenen und Daheimgebliebenen. Sehr wohltuend, am ersten November-Tag auf dem heimischen Gottesacker zu sein, mehr für den, wer kein frisches Grab hat, oder wie es heißt, die Gräber schon gelüftet sind. Manche Gruften lüften sich nie, wenn ein junges Schicksal vergraben liegt, und trotzdem freut man sich am ersten Tag im Allerseelen-Monat an einem Freund oder alten Dörfler, der einem zunickt, kurz die Augen schießt und sich einfach im Schmerz verbunden zeigt.

…und „Seitenblicke“ lassen’s uns merken, dass auch dieser Feiertag hier im Dorf schon nahezu zu einer Veranstaltung geworden ist. Neue Mäntel, Schuhe – auch neue Frauen und Männer werden vorgeführt. Fast ähnlich wie auf einem Laufsteg geht es hier schon zu. - Und danach, beim Verlassen des Friedhofs – hört man schon wieder die ersten Handys klingeln – und schnell entfernen sich alle Dabeigewesenen und gönnen sich noch ein verwandtschaftspflegendes Zusammensein, nach altem Walser Brauch.

…..und danach heißt es -  „aufgepasst“ – in aller STILLE:
denn in der „Allerseelen“-Nacht, so heißt es für gläubige Walser, hört ein mancher Klopfzeichen, ganz dumpf und abgeschwächt. Drum die fromme Bitte „alter Walser“, auf Verzicht jeglicher hörbaren und medialen Unterhaltung in dieser Nacht, damit versendete Klopfzeichen noch hörbar ankommen und nicht in einem Party-Effekt untergehen. Weil sich die Entfernung zum „Paradies“ über diese Schallquelle „Klopfen“ durch nichts lokalisieren lässt, bleibt das Rätsel um die Entfernung zum Sendeort ungelöst. Es beruht auf einem alten Brauch, bei Klopfzeichen verstärkt zu beten für eine verwandte Seele, die noch nicht alle „Himmelspunkte“ zum Aufsteigen erreicht hat und sich durch Klopfzeichen verständigt. Ist halt so, wenn vielleicht gleich mehrere Prüfungen „versemmelt“ wurden. Und ich habe von Kind an mit bekommen, dass die Klopfzeichen von Jahr zu Jahr weniger wurden und verstummten. Ein Grund zur innerlichen Freude, die Gebete haben gefruchtet, das Ziel scheint für immer erreicht. Auch wir können mit den „Dortigen“ telefonieren und um Mithilfe bitten - und so Manchem hat’s schon geholfen. Das hat mir Mohle, meine beste Oma der Welt gelernt, als eine alte Walserin mit Wurzeln. Das Ganze nennt man „GLAUBE“. Man kann es nicht sehen, aber spüren. Ich glaube daran, und mir wurde schon ein unbezahlbares Vermögen an Kraft geschenkt, das sich keiner unter Euch für viel Geld kaufen kann.

Darum – auch im Zeitalter „der Überholspur“ gut aufpassen, dass man die vielen kleinen Prüfungen im Leben „fromm“ besteht, denn es ist nicht sicher, dass die „Daheimgebliebenen“ auf Klopfzeichen hören und mithelfen zur Erreichung der perfekten Seeligkeit. Denn sie haben mitunter „das Beten“ verlernt.

Und nur dann sind auch die Gedanken am ersten Novembertag, egal auf welchem Gottesacker, in ihrer Milde und Sanftheit so wohltuend wie eine Walser Föhnbrise oder modern ausgedrückt wie „Wellness für die Seele“.


Wir lesen uns wieder am Freitag, den 02. Dezember!!!!

1 Kommentar:

  1. liabe Helga,
    Du heschd wiedr a ALLE deicht--
    dänns ischd schöö ond troschdreich--
    i weiß vom Verzella- dass sche dia arma Seela mälda chönna--ond bädd dänn as Vateronser--odr mee;)
    schi alle möga dr Friida ha ond uf önsch warta--wänns Ziit ischd....
    e bsondrega Verbondaheit---

    AntwortenLöschen